Rocco

* 2011
gestorben 17.09.2020

Rocco, mein großer Schatz, ich bin noch immer total fassungslos und kann es nicht begreifen. Letzte Woche sind wir noch zusammen durch die Felder spaziert, alles war in Ordnung und heute bist du nicht mehr da.

Dir ging es am Wochenende nicht gut, so daß die Pfleger mit dir in die Klinik gefahren sind. Sie hatten schon so eine Vermutung, dass du evtl. einen epileptischen Anfall hattest, wie vor 1,5 Jahren. Im Auto dorthin hattest du dann einen Anfall und auch die letzten Tage in der Klinik immer mal wieder. Die Tierärzte haben dich auf den Kopf gestellt und mich immer wieder über alle Schritte und deinen Zustand informiert. Es ging dir täglich schlechter und die Ärzte wussten nicht warum. Röntgen, CT, Blutwerte - alles ok. Gestern mittag kam dann ein Anruf, der mir erst mal den Boden unter den Füßen weggezogen hat: Herz-Kreislauf-Versagen. Trotz Reanimationsversuchen der Ärzte hast du dich entschieden zu gehen - ohne das ich dich nochmal sehen und dich auf diesem Weg begleiten konnte. Es ging zu schnell. Nicht für dich da gewesen sein zu können in deinen schlimmsten Stunden kann ich kaum in Worte fassen, nicht zu wissen, WAS nun zu all dem geführt hat, ist noch viel schlimmer.

Du warst mein Schatz, mein Bubsche, mein Stinki, du warst, obwohl du im Tierheim gesessen hast, "mein" Seelenhund. Ich habe dich all die Jahre betreut, wir waren ein Team, du wärst für mich durch's Feuer gegangen und ich für dich, wir hatten einfach eine besondere Verbindung.

Als du ins Tierheim kamst warst du alles, nur nicht einfach, wochenlang kam niemand an dich ran. Ich habe mich dann an einem Samstag ein wenig mehr mit dir befasst und festgestellt, dass du durchaus auch "nett" kannst und nach ein paar Stunden hatte ich das Gefühl, dass wir 2 irgendwie (warum auch immer) eine gute Verbindung hatten und bin dann zusammen mit dir in den Freilauf gelaufen. Ich hatte echt die Hosen voll :-) und als du dann eine Spielaufforderung gemacht, die Pfoten auf meine Schulter gelegt hast, und wir quasi auf Augenhöhe waren, habe ich mich kaum getraut zu atmen, so Schiss hatte ich. Aber du hast mir einfach so in diesem Moment dein Vertrauen geschenkt und ab diesem Zeitpunkt waren wir ein Team. Am nächsten Tag habe ich dir das Halsband angezogen (nachdem ich ehrlichweise auch hier nochmal tief durchgeatmet hatte :-)) ) und wir sind los und ab da jede Woche. 

Wir haben zusammen gearbeitet, denn auch draußen war anfangs alles erst mal "scheiße" für dich und mußte angegangen werden: Jogger, Radfahrer, fremde Menschen. Aber mit der Zeit wurde alles besser, du hast gemerkt, das dir nichts passiert und bist relaxter geworden. Nur bei fremden Menschen mußte man bis zum Schluß noch aufpassen. Einfach von Leuten überall anfassen war nicht und das war aber auch ok. Manche fandest du gut, manche doof und hast das dann auch gezeigt. Damit konnte man leben.....

Wir haben dann auch schnell gemerkt, dass du extrem super mit anderen Hunden zurechtgekommen bist. Guuut, an der Leine konntest du auch mal den dicken Max raushängen lassen, aber wenn du dann am anderen Hund schnuffeln konntest, war auch das dann ok. Du wolltest einfach Kontakt. Du hast aber nie Streit gesucht. Hat dich ein Hund doof angemacht, bist du zurück und hast dann aus der sicheren Ferne nochmal hinterher gemotzt. Du bist allem Ärger aus dem Weg gegangen und hattest in all den Jahren bei uns zig Zwingerfreunde- und freundinnen und warst auch öfter "Versuchskaninchen" bei Vergesellschaftungen, weil du einfach so toll warst mit deinen Artgenossen.

Ich habe mir immer von Herzen ein gutes Zuhause für dich gewünscht. Du wärst für die Leute ein 6er im Lotto gewesen, wenn sich jemand die Mühe gemacht hätte, dich kennenzulernen und vor allen Dingen zu verstehen. Es kamen auch immer mal wieder Anfragen, aber entweder die Leute haben deine "Problemchen" runtergespielt (...jo, wird schon nicht so schlimm sein...) oder es waren solche, die dann mit Aussagen kamen "...dem muß man nur mal zeigen, wo der Hammer hängt, dann läuft der schon in der Spur". Da habe ich lieber dankend abgelehnt, denn diese Menschen haben leider nicht verstanden, was du für ein Typ Hund bist und was du brauchst. Du warst im Grunde deines Herzens ein unsicherer Hund. Du hast Halt, Liebe, Struktur, Verständnis und natürlich auch Konsequenz benötigt, aber sicherlich keinen "Hammer", denn der Schuß wäre nach hinten losgegangen. Demjenigen hättest du sicherlich dann gezeigt, wo der Hammer hängt und das wollte niemand von uns.

Ich habe all die Jahre gehofft, dass du einen Platz in einer hundeerfahrenen Familie findest, leider sollte es einfach nicht sein. Aber für dich war das Tierheim dein Zuhause. Menschen, die du mochtest und die dich mochten und von daher war das dann auch ok für dich.

Tierheim sollte trotzdem niemals Endstation sein, Ziel ist immer eine neue Familie, aber manche Hunde sind eben etwas spezieller als andere und manchmal ist es dann eben so, dass sich leider trotz aller Bemühungen niemand findet. Dann versuchen wir im Tierheim es diesen, unseren Hunden so angenehm und schön wie möglich zu machen.

Jetzt bist du hinter der Regenbogenbrücke und ich hoffe, dir geht es gut. Ich vermisse dich so sehr. Der Gedanke das nächste Mal ins Tierheim zu kommen und kein Bellen mehr zu hören oder deine Freude zu sehen (jaa, der ganze Hund konnte wackeln und lachen konntest du auch so goldig), wenn wir uns gesehen haben, tut einfach nur weh. Keine Kuschelstunden mehr im Zwinger, die du so sehr gemocht hat, keine Gassigänge mehr - ich kann es noch gar nicht glauben.

Ich habe dir jetzt den letzten Dienst erwiesen und dich einäschern lassen. Was anderes wäre für mich nie in Frage gekommen. Deine Urne kommt zu den anderen in meine Wohnung, damit ich dich immer bei mir habe.

Ich liebe Dich mein kleiner (großer) Spatz und ich werde dich niemals vergessen. Du warst ein ganz besonderer Hund. Ich hoffe sehr, dass wir uns eines Tages wiedersehen.

Christiane
(mit Sylvia und dem Tierheim-Team)