Frieda

Liebes Tierheim Worms,

hier meldet sich eure ehemalige Bewohnerin Waltraud, die kleine Schildpattkatze. Zuerst: hier nennen sie mich jetzt Frieda, offiziell Frieda Waltraud. Und mir geht es hier inzwischen echt gut. Aber der Reihe nach.

Als ich hier ankam war ich gar nicht mal so ängstlich, hab gleich recht selbstbewußt die Wohnung erkundet und gefressen, bin gleich auf`s Sofa. Trotzdem waren die ersten Wochen nicht ganz einfach. Ich hab zwar fast nix angestellt und bin bis heute sehr bemüht, alles richtig zu machen, aber es gab eine Sache, die hat meinen neuen Leuten richtig Kopfzerbrechen bereitet: mein vieles Maunzen und Jammern.

Wenn ich nicht gespielt habe (und das hab ich den 4 Wochen Eingewöhnung sehr ausdauernd gemacht, denn ich habe ziemlich viel Energie), habe ich gemaunzt. Teilweise auch richtig geheult. Meine wirklich bemühte neue Familie war teilweise echt genervt und auch traurig, da sie der Meinung waren, ich vermisse meine Freunde und bin doch nicht so geeignet als Einzelkatze. Aber sie wollten nicht aufgeben und abwarten, wie es sich "draußen" entwickelt, was immer dieses "Draußen" auch sein sollte...und was soll ich sagen, draußen ist TOLL !

Nach knapp 4 Wochen wurde die Wohnungstür aufgemacht und ich wurde nicht zurückgehalten. Alle vier sind mit mir die Treppe runter und dann war da Rasen, daneben ein kleiner Hof, Mauer, Hoftor, Bänke und frische Luft, ein Baum und die Vögel, die ich immer vom Fenster beobachtet habe, flogen mir über den Kopf. Ich habe entdeckt, wenn ich hinten über die Mauer klettere, bin ich beim Nachbarn im noch größeren Garten oder kann über das Garagendach in den Nachbarhof. Tagelang hab ich den Garten erobert und dann kam die Steigerung: es gibt noch einen Balkon und im Balkongeländer gibt es eine kleine Öffnung, wenn ich durch die schlüpfe, bin ich auf dem Carportdach und kann von dort aus in jede Richtung. Selbst nachts kann ich über eine Klappe so rein und raus, find ich mega gut !!! Schlagartig sind die Spielzeuge arbeitslos und mein Gemaunze wurde weniger. Ich bin zwar immer noch eine Plaudertasche (gerne auch morgens um 4, wenn ich heimkomme und erzählen muss, was alles so los war), aber es klingt nicht mehr traurig und ich kann jetzt tagsüber auch entspannt schlafen, da ich ja nachts immer unterwegs bin. Nachts schlüpfe ich inzwischen schon mal unterm Hoftor durch, aber ich habe Angst vor Autos und renne selbst bei E-Rollern weg (gut so, sagen meine Leute).

Ein Erlebnis hat dann unsere Harmonie nochmal ins Wanken gebracht. Ich versteh`das zwar nicht so ganz, aber meine neue Familie hat sich überhaupt nicht gefreut, als ich am Tag 2-3 LEBENDE Mäuse mitgebracht habe...versteht ihr das? Einmal haben sie nachts um 23 Uhr ein Regal leergeräumt und verschoben, weil eine der Mäuse da drunter ist. Kann ich doch nichts dafür, wenn die dusselige Maus sowas macht. Aber dann haben sie mich erwischt, als ich am Tag mit meiner Beute durch meine Balkonöffnung schlüpfte.. mir wurde sofort der Zugang zur Wohnung verwehrt, ich wurde ausgeschimpft und als ich vor Schreck die Maus fallen ließ, wurde die sofort weggenommen. Ich glaube, die wollen außer mir keine lebenden Tiere in der Wohnung haben...ich hab auch keine Mäuse mehr gebracht (außer einmal...aber die war tot...wurde still akzeptiert..). Aber im Garten spiel ich mit denen...auch wenn meine Familie grillt. Das nehmen sie aber hin, es scheint echt was mit der Wohnung zu sein. Und dann hab ich das gleiche Spiel mit Babyvögeln unternommen. Oje, ich sag`s euch. Das war ein Theater, da gab es richtig Gemecker, aber ich bin halt eine große Jägerin. Das mit den Vögeln war aber wohl echt falsch, das darf ich auch nicht draußen machen, das gibt immer Ärger. Aber als ich eins der vertrockneten Blätter angebracht habe, da haben sich alle gefreut und mich wie verrückt gelobt. Verstehe einer die Menschen... und was sind sie glücklich, wenn ich mich morgens ins Bett kuschle. Einen kleinen Hund gibt es hier in der unteren Wohnung auch, da bin ich ganz entspannt, ich würde sogar mit dem spielen, aber der hat wohl ein bißchen Angst vor mir :) Ihr seht, ich führe hier ein schönes,abwechslungsreiches Katzenleben und werde bleiben. Vielleicht finde ich in der Nachbarschaft ja noch einen Freund. Es grüßt euch mit ganz viel Miau und ein paar Fotos

Frieda Waltraud mit Familie


  Spenden